Zeichen für Frieden, Solidarität und Hoffnung
Auf Einladung des Volksbildungsverein Hofheim spielte Aeham Ahmad, der „Pianist aus den Trümmern“, ein Klavierkonzert im vollbesetzten Schönborn-Saal
Hofheim im Taunus. Volle Reihen im Schönborn-Saal im Haus der Vereine. Der Volksbildungsverein Hofheim hatte zu einer Lesung mit Klavierbegleitung eingeladen. Der syrisch-palästinensische Flüchtling Aeham Ahmad, bekannt als „der Pianist aus den Trümmern“, spielte Klavier und die Kelkheimer Kinder- und Jugendbuchautorin Birgit Gröger las aus seiner Autobiographie.
Längst scheinen der Krieg in Syrien und das Schicksal der Flüchtlinge aus den Medien verschwunden. Doch für einen Moment änderte sich dies, als Birgit Gröger sehr einfühlsam und zum ersten Mal in dieser Konstellation aus der Autobiogaphie von Aeham Ahmad las. Von seiner Kindheit in Syrien, der innigen Verbundenheit mit seinen Eltern und den ersten musikalischen Eindrücken: Es war eine Geige aus der DDR, auf der sein Vater für den jungen Ahmad spielte und ihn später zum Klavierspiel hinführte. Nach dem Musikstudium kam der Krieg und zerstörte alles. Und doch spendete Ahmad mit seiner Musik den Kindern im umkämpften
Lager Yarmuk Trost und Zuversicht. Das Foto das ihn inmitten von Trümmern beim Klavierspielen zeigt, ging um die Welt. Als der IS sein Klavier zerstörte, floh Ahmad, um sein eigenes Leben zu schützen und kam im Herbst 2015 nach Deutschland. Er lebt heute mit seiner Familie in Wiesbaden.
Aeham Ahmad nutzte den Flügel im Schönbornsaal als Groß-Klangkörper für seine eigene Geschichte: Er bespielte nicht nur die Tasten, sondern machte den akustischen Körper von oben beherzt in die Saiten greifend, auch zum Perkussion-Instrument. Dumpf dann der Klang. Vielleicht wie die Granate, die neben ihm in Yarmuk einschlug. Die Zuhörer konnten ahnen, dass Ahmad mit der Musik auch seine eigenen traumatischen Erlebnisse verarbeitet und der Höllenfahrt des Lebens eine Melodie verlieh. Mal klang es traurig-wehklagend, ein andermal fröhlich und manchmal wie eine untrennbare Mischung aus beidem. Immer wieder wechselten sich Birgit Gröger und Aeham Ahmad ab. Gröger trug überaus feinfühlig und stimmig vor, Ahmad antworte und sorgte für den Nachklang des gerade Gehörten. Eine Videoeinspielung nach der Pause zeichnete noch einmal den bisherigen Lebensweg nach. Ein Moment des Abends bleibt als besonders bewegend in Erinnerung: Ahmads freie Improvisation von der syrischen Nationalhymne über Mozarts Rondo alla turca und das Volkslied „die Gedanken sind frei“ bis zu Beethovens Ode an die Freude. Ahmad brachte den ganzen Saal zum Mitsingen und Mitfühlen. Sich gemeinsam an den Händen haltend, bekräftigten die Zuhörer ihre Solidarität mit den Opfern von Krieg und Vertreibung und sendeten ein Zeichen für Frieden, Solidarität und Hoffnung. Der VolksBildungsVerein Hofheim freut sich über die große Resonanz seiner Lesung. Vereinsvorsitzende Inge Neumeyer: „Als wichtiger Vermittler von Musik, Kultur- und Bildungsangeboten in Hofheim freut es uns besonders, dass unsere Kurse und Veranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes den richtigen Ton treffen.“
von Georg Wywoll